26
Okt
2010

Sarrazin schafft sich ab. Wie können wir ein Deutschland schaffen, wo Muslime und Abendländer friedlich miteinander leben können?

Jeder kennt das Buch "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin. Sarrazin verallgemeinert gerne und spricht davon, dass jeder Türke Kopftuchmädchen produziert. Ich habe solche Produktionsstätten zwar noch nie gesehen, aber macht ja nix. Vielleicht gibt es ja im Untergrund von Berlin-Neukölln solche Produktionsstätten. (In meiner Schulzeit vor über zehn Jahren trugen die türkischen Mädchen noch mehrheitlich keine Kopftücher.) Auch werden Muslime gerne von ihm so beschrieben, dass sie nur als Gemüsehändler taugen. Immerhin bekommen wir von diesen türkischen Gemüsehändlern unsere Vitamine, damit unser Hirn nicht ganz verkalkt und nur noch rechtsextreme Thesen vertritt. Außerdem ist auch der Job eines Gemüsehändlers ok, da dieser nicht vom deutschen Staat lebt.
In Prinzip ist der entlassene Bundesbanker für mich nur der Aufhänger meiner Diskussion. Ich frage mich persönlich wie wir es schaffen können Gräben zu überwinden. Einer der größten Fehler war, dass die Konservativen lange behaupteten, dass wir kein Einwanderungsland sind. Wer kein Einwanderungsland ist, tut auch nichts für die Integration. Fast 50 Jahre Einwanderungsgeschichte vergingen und keiner verpflichtete unsere Einwanderer Deutschkurse zu besuchen und sich mit dem demokratischen Staat auseinander zu setzen. Die Folgen dieser Entwicklung war, dass ein Teil der Muslime sich in ihrer eigenen Welt einlebte und keinen Kontakt zu ihren Gastgebern suchten. Aber genauso waren viele Deutsche nicht sehr gastfreundlich und wollten Alis oder andere nicht kennenlernen. Wir blieben uns fremd. Und diese Fremdheit machten wir uns nicht bewusst.
Viele Deutsche haben ihre negativen Gefühle gegenüber Muslime verdrängt. Der Deutsche hat Angst davor, dass er wieder ein Adolf wird. Manche machten mit Muslimen schlechte Erfahrungen, die sie gerne auf die Mehrheit verallgemeinern. Der Mensch vereinfacht gerne. Auch ich wurde einmal von muslimisch aussehenden Jugendlichen getreten, weil ich deren dumme Frage "Was guckst du?", damit beantwortete, dass ich überall gucken kann. Den Hass den ich auf diese Jugendliche und ihre Klone empfand, hat mich lange nicht losgelassen. Zum Glück habe ich diesen Hass besiegt, da mir natürlich bewusst ist, dass ich nicht alle muslimischen Jugendlichen verteufeln kann. Aber genauso fühle ich mich unwohl, wenn sich mehrere Südländer zusammentun. Ich fühle eine latente Aggression bei denen. Bilde ich mir das ein? Habe ich Angst vorm Schwarzen Mann? Was ist real von all den subjektiven Empfindungen? Wann beginnt die Islamophobie?
Das was lange Zeit linke Medien, aber auch konservative nicht diskutierten, war die Frage wie die Mehrheitsbevölkerung zu den Millionen von Muslimen steht. Vieles wurde verdrängt. Lange Zeit dominierten die Hinterhofmoscheen, die wir nicht wahrnahmen, da sie schön versteckt lagen. Ich selbste habe eine dieser Hinterhofmoscheen zum Ramadan besucht und ich empfand die Menschen dort nicht als bedrohlich, eher als freundlich und aufgeschlossen. Ein Muslim hatte auch Angst immer gehabt, dass seine Religion falsch verstanden wird und fragte mich, ob ich ein Journalist sei.
Aber seit dem immer mehr Moscheen mit Minaretten gebaut werden, wird uns bewusst, dass es eine dynamische Religion namens Islam gibt. Diese Dynamik macht uns Angst, da das Christentum an Leuchtkraft eingebüsst hat. Durch den Islam wird uns bewusst, dass wir lange Zeit unsere eigene Religion nicht mehr wahrgenommen haben und wir stellen uns die Frage unserer eigenen religiösen Identität.
Mancher Islamophob spricht ja von der Islamisierung Europas, was ja schon sehr übertrieben ist. Von einer Islamisierung könnte man erst sprechen, wenn ein Haufen Deutsche zum Islam konvertieren, aber ich kenne nicht einen der konvertiert ist. Der einzige Deutsche den ich kenne, ist der radikale Islamist Pierre Vogel der auf seiner Webseite http://diewahrereligion.de von sich reden macht. Er findet auch Steinigung ganz ok. Ich frage mich persönlich, ob er seine eigene Mutter bei Ehebruch auch steinigen würden. Solche radikalen Prediger verzerren unser Bild von dieser Religion und wir bilden uns ein, dass die Islamisierung Europas schon morgen vor der Türe stehen würde. Wenn ich meinen muslimischen türkischen säkulären Freund anschaue, dann sehe ich nicht den Osmanen in ihn, der mit dem Schwert Furcht und Schrecken verbreitet.
Ich denke Freundschaften und Kontakte mit anderen Muslimen könnten uns viel von der Angst vor dem Islam nehmen. Sicher gibt es laut Verfassungschutz 600 muslimische Gefährder, aber im Anbetracht der Millionen Muslime in diesem Land ist dies eine sehr geringe Zahl.
logo

Blog über Politik, Religion und Menschenrechte. Pi-News (Politically-Incorrect) Kritiker. Ein Blog für den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen und gegen Islamophobie. Kommentare erwünscht

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Pi-News.net Kommentatoren...
Der untere Kommentar steht im Zeit Blog http://blog.zeit.de/stoeru ngsmelder/2011/07/27/pi-ne ws-der-hassblog-der-rechts populisten_6714#comments.. .
meinepolitischengedanken - 15. Sep, 23:43
Wie lange kann sich der...
Zur Zeit finde ich sehr spannend wie lange sich der...
meinepolitischengedanken - 26. Aug, 00:20
Ich weiss ehrlich nicht,...
Ich weiss ehrlich nicht, was an einer Moschee so schlimm...
meinepolitischengedanken - 1. Nov, 16:55
Nun ja, ich halte die...
Nun ja, ich halte die islamisierung unseres Landes...
TimmyT 1981 (Gast) - 1. Nov, 13:11
Sarrazin schafft sich...
Jeder kennt das Buch "Deutschland schafft sich ab"...
meinepolitischengedanken - 26. Okt, 20:10

Suche

 

Status

Online seit 6031 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Sep, 23:43

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren